Berufe lassen sich als Träger sozialer Rollen und Positionen beschreiben, in denen sich die mehr oder weniger realistischen Erwartungen der Gesellschaft widerspiegeln. Ihre Inhalte und Aufgaben werden in Arbeitsplatz- und Berufsfeldanalysen untersucht. In den Berufsfeldanalysen zum Lehrerberuf finden oft idealisierte und an vagen Lehrzielen orientierte gesellschaftspolitische Ansprüche ihren Niederschlag, sodaß sich diese Aufgabenkataloge in vielen Fallen wie Utopien ausnehmen. Das Berufsbild des Lehrers weist im Gegensatz zu anderen Berufen vor allem eine Eigentümlichkeit auf: der Bekanntheitsgrad des Lehrerberufs verursacht eine gewisse "Öffentlichkeit", die es jedermann gestattet, über diesen Beruf sein Urteil abzugeben (PEAGITSCH 1983, S. 164 f.). Auch der angehende Lehrer oder Lehrerstudent orientiert sich an diesem öffentlichen Profil, sodaß der vielzitierte Praxisschock nicht sosehr auf mangelhafte fachliche Ausbildung, sondern eher auf die durch den Rollentausch unerwarteten Schwierigkeiten zurückzuführen ist (PEAGITSCH 1983, S. 165). Berufe und Berufsbilder sind historischen und sozialen Wandlungsprozessen unterworfen, dennoch zeigt sich, daß bestimmte Aspekte des Lehrerberufs ihre Gültigkeit und Widersprüchlichkeit über Jahrzehnte erhalten haben (Prestige, soziale Sicherheit des Berufes, lange Ferien etc.) (PEAGITSCH 1983, S. 168 ff.). Es kann davon ausgegangen werden, daß in der Öffentlichkeit Stereotype über den Lehrberuf bestehen, die in der Realität des Schulalltags keine oder nur geringe Grundlagen besitzen.